Im Sport entscheiden oft Sekunden darüber, ob etwas Historisches entsteht, oft sind es nur Bruchteile von Sekunden. Es sind Siege, Niederlagen und Szenen aus dem Alltag, in denen auf nur einem Foto die Gefühle eines Menschen so sichtbar wie selten werden. In dieser Rubrik erkläre ich Euch, worauf Ihr bei Sport- und Actionaufnahmen achten sollt und welche Kameraeinstellungen sinnvoll sind ...
Wer an Sportfotografen denkt, dem kommen meistens die Herrschaften mit den großen weißen Rohren am Spielfeldrand der Fußball-Bundesliga ins Gedächtnis. Dies sind dann die Fotos, die in den Magazinen und Zeitungen zu sehen sind. Ein gutes, interessantes Sportfoto ist allerdings nicht von dem Bekanntheitsgrad des Sportlers abhängig oder von der Größe des Sportevents. Ein aussagekräftiges Foto von einem unbekannten Sportler in einer niedrigeren Liga macht sich im Portfolio immer besser als das Bild eines simpel abfotografierten Spitzensportlers, das nur von der Prominenz des Motivs statt von zeigenswertem Bildinhalt oder kreativer Gestaltung lebt.
Man muss nicht unbedingt eine super teure Profiausrüstung besitzen um kreative und qualitativ gute Aufnahmen zu realisieren. Die Grundausrüstung sollte allerdings eine Digitale Spiegelreflexkamera sein (DSLR), bestückt mit einem Teleobjektiv. Kameras mit einem Vollformatsensor sind zwar etwas teurer als Modelle mit dem üblichen APS-Sensor, aber von der Bildqualität um weiten besser. Bedingt durch den größeren Sensor der Vollformatkameras sind natürlich auch die einzelnen Bildpixel etwas größer, was es ermöglicht auch bei sehr schwachen Lichtverhältnissen mit schnellen Verschlusszeiten zu fotografieren. Dies verringert natürlich das Bildrauschen im Foto selbst. Bedingt durch die größere Bauart des Sensors, können natürlich auch wesentlich mehr Details und Bildinformationen gespeichert werden.
Wichtig ist, dass Eure Kamera den Manuellen-Modus unterstützt und nicht nur Motivautomatik-Programme anbietet, die bitte nicht verwendet werden sollen!! Ich bevorzuge den manuellen Modus (M) beim Sport. Im manuellen Modus lässt es sich hervorragend bei konstanten Lichtbedingungen arbeiten (z.B. Hallensport). Allerdings neigen viele Sportfotografen auch zu der Blendenautomatik (Tv), da die Wahl der "richtigen" Verschlusszeit eigentlich das wichtige bei der Sportfotografie ist. Die Verschlusszeit bestimmt, wie lange der Verschlussvorhang geöffnet bleibt, also wie lange Licht auf den Sensor (respektive Film) fallen kann. Sie gibt also die Zeitdauer an, die zwischen dem Öffnen und dem Schließen des Verschlussvorhangs vor dem Sensor vergeht – nur während dieser Zeit fällt Licht auf den Sensor. Je länger die Verschlusszeit, desto verwischter erscheint eine Bewegung – je kürzer, desto mehr wird sie eingefroren. Im Sport ist 1/500 s ein erster Faustwert zum Einfrieren der Action, bei sehr schnellen Bewegungsabläufen (ein Schuss aufs Tor) kann auch 1/1000 s oder sogar 1/2000 s notwendig sein. Je kürzer die Verschlusszeit, desto größer muss allerdings die Blende oder desto höher muss die ISO-Empfindlichkeit sein, damit noch ausreichend Licht auf den Sensor fallen kann und das Bild richtig belichtet ist.
Die Blende ist ein weiteres elementares, technisches Gestaltungselement. Technisch befindet sich die Blende im Objektiv und bestimmt den Durchmesser, durch den das Licht durch das Objektiv gelangen kann. Neben der reinen Lichtmenge, die dadurch auf den Sensor fallen kann, hat die Blende neben der Verschlusszeit ebenfalls entscheidenden Einfluss auf die Bildwirkung. Sie bedingt, wie sehr das Motiv, auf das fokussiert wird, vor dem Vorder- und Hintergrund freigestellt wird. Wie sehr der Hintergrund also verwischt beziehungsweise "weich" wird. Je offener die Blende (kleine Blendenzahl, z.B. 2.8), desto mehr Licht fällt auf den Sensor und desto unschärfer wird der Hintergrund. Je geschlossener die Blende (große Blendenzahl, z.B. 8.0), desto weniger Licht fällt auf den Sensor und desto schärfer wird der Hintergrund.
Bleibt die ISO-Empfindlichkeit. Je höher die ISO eingestellt ist, desto mehr Licht nimmt der Sensor auf, wenn Blende und Verschlusszeit gleich bleiben. Natürlich bleibt die Lichtmenge gleich, die auf dem Sensor landet, wenn Verschlusszeit und Blende konstant sind. Erhöht man die ISO, nimmt der Sensor diese Lichtmenge aber mit höherer Empfindlichkeit auf, das Bild wird heller, allerdings wird die Gefahr des "Bildrauschen" erhöht, wobei moderne Kameras selbst bei ISO 6400 und mehr noch extrem gute Ergebnisse liefern. Sie sollte also so gewählt werden, dass man mit der gewünschten und benötigten Kombination aus Blende und Verschlusszeit ein optimal belichtetes Bild erhält. Ein beliebter Anfängerfehler aus Angst vor Bildrauschen durch hohe ISO-Empfindlichkeit ist auch das Unterbelichten von Bildern. Dabei sollte man bedenken, dass ein richtig belichtetes Bild mit ISO 1600 immer noch weniger Bildrauschen aufweist, als ein zwei Blenden unterbelichtetes Bild mit ISO 400, dass dann am Computer wieder um die verlorenen zwei Blenden nach oben gezogen werden muss. Man sollte also keine Angst vor Bildrauschen haben, das verglichen mit Hochempfindlichen Analogfilmen bei heutigen digitalen Spiegelreflexkameras ohnehin harmlos ist und von Kamerageneration zu -generation besser wird, sondern lieber vor verpassten oder vermasselten Motiven wegen zu zaghafter ISO-Einstellung.
Wann wende ich welche Einstellungen an? Bei sehr guten Lichtverhältnissen, z.B. draußen auf dem Trainingsplatz, bei Sonnenschein, nutze ich gerne den Manuellen-Modus (M). Die Blende stelle ich hierbei auf den kleinsten Wert (große offene Blende), dass was das Objektiv hergibt (z.B. 4.0). Hierbei erreicht man eine sehr geringe Tiefenschärfe, der Hintergrund wird schön verschwommen. Wie stark, kommt auch auf die Brennweite des Objektives an. Die Verschlusszeit stelle ich meistens auf 1/1000 s ein, dadurch ist garantiert, dass das Motiv auch wirklich eingefroren wird, sprich nicht verwischt oder verwackelt ist. Den ISO-Wert auf 100. Natürlich sollte man in diesen Einstellungen erst einmal eine Probeaufnahme machen. Ist das Bild unterbelichtet gehe ich mit der ISO etwas höher, ist es überbelichtet geh ich mit der Verschlusszeit nach oben. Sollte es beispielsweise Bereiche geben wo keine Sonne hinkommt, wo man ständig von Sonne in Schatten wechselt, sollte man die ISO-Automatik verwenden. Ansonsten bekommt man ganz schnell das Problem, dass wenn man plötzlich in einem Schattenbereich schwenkt, dass das Bild dann unterbelichtet ist. die ISO-Automatik würde dieses dann ausgleichen.
Die Zeitautomatik, auch Blendenpriorität genannt und oft mit AV abgekürzt, empfiehlt sich dann, wenn man durch eine selbst eingestellte Blende einen bestimmten Effekt bei nicht konstanten Lichtbedingungen erzielen möchte. Zum Beispiel: Ich möchte beim Fußball die Spieler möglichst vor dem unansehnlichen Hintergrund freistellen. Im AV-Modus kann ich die Kamera zwingen, immer die Offenblende, z.B. 2.8 zu verwenden. Da die Lichtbedingungen auf dem Platz aber zwischen Sonne und Schatten wechseln, eignet sich hier der Manuelle Modus nicht so sehr. Die Kamera soll die Verschlusszeit selbst entscheiden. Die ISO-Empfindlichkeit solle dann natürlich so eingestellt sein, dass man auch im dunklen Teil des Spielfeldes noch eine ausreichend kurze Verschlusszeit erreicht, z.B. 1/500 s.
Die Blendenautomatik, auch Zeitpriorität genannt und oft mit TV abgekürzt, kann dann die bessere Wahl sein, wenn Blende und Freistellung relativ egal sind und dafür eine bestimmte Verschlusszeit als Gestaltungsmittel dienen soll. So kann man beispielsweise eine relativ lange Verschlusszeit einstellen, um von einem schnell bewegten Motiv einen Mitzieher zu machen, bei dem alles Unbewegte außen rum verwischt. Dabei spielt die Blende insofern keine große Rolle, als dass außer dem Protagonisten durch den Wischeffekt ohnehin nichts scharf abgebildet wird. Die richtige Blende wird dann von der Kamera errechnet. Die ISO ist in diesem Fall so einzustellen, dass die Blende weder das obere noch das untere Maximum erreicht, da es sonst zu einer falschen Belichtung kommt.
Bei den Einstellungen der Belichtungsvarianten sollte man auf die Mehrfeld-/Matrixmessung verzichten. Die Selektivmessung oder Mittenbetonte Integralmessung ist bei Sportfotos sicherlich vorzuziehen. Die Selektivmessung beschränkt sich auf einen deutlich kleineren Teil des Bildes. Der Messbereich liegt normalerweise in der Bildmitte, kann bei manchen Kameras aber auch an den aktiven Autofokuspunkt gekoppelt werden. Grundsätzlich eignet sich diese Messmethode damit für relativ große Hauptmotive, die sich in ihrer Helligkeit deutlich vom Hintergrund unterscheiden. Die Mehrfeldmessung würde dann dem Hintergrund, trotz Kopplung an die Autofokuspunkte, zu viel Beachtung schenken – ein Fußballer mit hellem Trikot vor einer dunklen Tribüne wird daher von der Matrixmessung tendenziell überbelichtet. Die Selektivmessung dagegen ist in solchen Situationen oft die besser Wahl. Bleibt die Spotmessung, die nur einen kleinen Bildausschnitt bei der Belichtungsmessung berücksichtigt. Dies kann z.B. hilfreich sein, wenn man ein recht kleines Motiv vor einem großen, in starkem Kontrast dazu stehendem Hintergrund ablichten möchte.
Welcher AF-Modus? Da Sport in der Regel etwas mit Bewegung zu tun hat, bevorzuge ich den AF-Betriebsmodi "ServoAF". Damit führt die Kamera bei einer Bildserie den AF automatisch zwischen den einzelnen Bildern nach. Im "One shot"-Betrieb kann es ganz schnell vorkommen, dass beim ersten Bild der Fokus passt, aber die nachfolgenden Bilder unscharf werden, da sich Spieler oft sehr schnell bewegen und sich die Distanz von Kamera zum Motiv ständig ändert.
Bei der Auswahl des AF-Messfeldes nutze ich ausschließlich den mittleren AF-(Kreuz)Sensor. Wenn man alle AF-Felder aktivieren würde, diese aber recht weit auseinander liegen, dann kann es passieren, dass das Motiv zwischen den AF-Sensoren durchrutscht und man nur den Hintergrund scharf bekommt.
In Sachen Weißabgleich reicht der Automatik-Modus oft aus. Gerade bei wechselnden Lichtverhältnissen sollte man hier keinen manuellen Abgleich tätigen. Hat man aber eine konstante Lichtsituation ist man mit dem manuellen Weißabgleich oft auf der sicheren Seite, das kann zum Beispiel in Sporthallen mit künstlicher Beleuchtung, bei strahlendem Sonnenschein oder gleich bleibender Bewölkung der Fall sein. Einige Kameramodelle neigen im Automatikmodus dazu, Bilder bei künstlicher Beleuchtung sehr warm wiederzugeben, im Schatten kommt es zum gegenteiligen Effekt der blaustichigen Bilder. Speichert man die Bilder im RAW-Format muss man sich darum übrigens wenig Gedanken machen, diese Dateien ermöglichen es den Weißabgleich ohne Qualitätsverlust erst nachträglich am Computer festzulegen.
Die Frage ob RAW oder JPEG ist eine der persönlichen Vorliebe, der Speicherkapazität und der eventuell nötigen Geschwindigkeit. So kann man natürlich aus RAW-Dateien unter Umständen deutlich mehr rausholen als aus einer JPEG-Datei, vor allem weil sie für eine qualitativ gute Belichtungskorrektur mehr Spielraum bieten und auch der Weißabgleich nachträglich festgelegt werden kann. Allerdings hilft das wenig, wenn man die Bilder zum Beispiel für den Versand an Agenturen oder Zeitungen sofort im JPEG-Format benötigt und keine Zeit für individuelle Umwandlung jedes Bildes bleibt. Der schnellere Workflow lässt sich eindeutig mit JPEG-Dateien erzielen. Sie sind nicht nur kleiner sondern können auch ohne Umwandlung und spezielle Software von jedem überall eingesetzt werden, auch tun sich leistungsschwächere Computer oder Subnotebooks mit der Verarbeitung großer Rohdaten schwerer als mit kleineren JPEG-Dateien. An der JPEG-Qualität sollte man allerdings nicht sparen, denn was einmal verloren ist kann dann nicht mehr zurückgeholt werden. Ich persönlich nutze beide Bildformate. Bei manchen Kameramodellen kann man einstellen, dass Bilddateien in zwei Formate auf der Speicherkarte gespeichert werden, z.B. das großmöglichste RAW Format zum späteren bearbeiten der Bilder und das kleinste JPG Format um Bilder sofort verschicken zu können.